Netzwoche - Interview
Die Vorteile von Cloud-Innovationen sollten nicht ungenutzt bleiben.
In den Cloud-Betrieb wird erheblich investiert, aber um das Potenzial dieser modernen Infrastruktur voll auszuschöpfen, ist es wichtig, dass auch moderne Anwendungen auf diesen Umgebungen laufen. Wie man wachsendes Softwarevolumen mit der richtigen Infrastruktur in Einklang bringt, sagt Roman Wünsche, Lead Engineer Software bei Cyberlink.
Warum setzt Cyberlink auch intern auf Container-Virtualisierung?
Roman Wünsche: Der Status quo war schlicht und ergreifend nicht mehr ausreichend, um der zunehmenden Innovationsgeschwindigkeit gerecht werden zu können. Ältere Konstrukte brauchen mehr Zeit, um sie betreuen und weiterentwickeln zu können, und bestehen insgesamt aus wesentlich mehr Einzelkomponenten, die ein Ausfallrisiko darstellen können. Die starren Strukturen hinderten uns daran, schnell eine Lösung zu testen oder eine neue Version zu deployen. Heute können wir in wenigen Minuten eine Anwendung innerhalb eines Containers redundant bereitstellen und das Ganze vollautomatisch. Dabei funktioniert sie immer gleich, ohne störende äussere Einflüsse. Nachteile ergeben sich in der komplexeren Architektur.
Geben Sie uns mal einen Einblick in Ihre Welt. Was meinen Sie mit Paradigmenwechsel?
Während bei monolithischen Anwendungen viele Teile in einem Paket gekapselt sind, werden diese bei Microservices nun in kleinere Einzelteile aufgeteilt und separat in isolierten Containern betrieben. Ein Microservice verhält sich nicht mehr wie eine eingebettete Bibliothek oder ein Modul, sondern wie ein eigenes Umsystem. Dieser Umstand führt dazu, dass die Kommunikation völlig neu geregelt werden muss. Wer ernsthaft mit dem Thema Microservice startet, wird konsequenterweise von einer synchronen Kommunikation auf eine Softwarearchitektur mit asynchroner Kommunikation umstellen wollen. Dies ist nur ein Teil, mit dem man sich näher befassen muss. Daneben gibt es zahlreiche andere Konzepte und Regeln, die bei Microservices beachtet werden sollten (siehe hierzu https://12factor.net). Alles in allem ist der Wechsel zu einer Microservice-Architektur ein grosses Unterfangen, benötigt ein anderes Denken, viel Know-how und wird von vielen Entwicklern anfänglich unterschätzt.
Was begeistert Sie als Software Engineer am meisten an Containern?
Durch Container bin ich als Entwickler unabhängig. Ich kann schnell und einfach neue Dinge testen und gehe gleichzeitig sicher, dass sich die Applikation später auch auf dem Live-System genau gleich verhält. Daneben nimmt mir die Container-Plattform all jene Dinge ab, die ich ansonsten eigenständig lösen müsste. Angefangen beim Deployment über den Zugriff bis hin zur Verwaltung und Überwachung. Je nach Feature-Set der Plattform kann ich mich auf das konzentrieren, was ich am liebsten mache: Software entwickeln.
Wie profitieren Cyberlink-Kunden von CaaS?
Container-as-a-Service ist ein weiterer Baustein in unserem Cloud-Portfolio. Unseren Kunden stellen wir innerhalb des Virtual Private Cloud Service (VPC) die Möglichkeit bereit, CaaS auf Basis von Kubernetes zu betreiben. Die Container-Plattform basiert auf dem «TANZU»-Portfolio von VMware. Diese Kubernetes-Umgebung kann pro VDC redundant konfiguriert werden und steht Kunden in unserem VPC-Portal im Selfservice zur Verfügung. Somit lassen sich ein oder mehrere Kubernetes-Cluster (Pods) mit beliebigen Konfigurationen erstellen, um Container Workloads innerhalb der Cyberlink-VPC-Infrastruktur zu betreiben.